Das Vielblütige Salomonssiegel

Betreff: Münster

Der Name dieser Blume, Polygonatum, leitet sich vom griechischen Wort polys ab, was viele und gonu, Knie bedeutet. Er bezieht sich auf die an den Rhizomen entstehenden Anschwellungen.

Der französische Name sceau-de-Salomon (= Salomonssiegel) stammt von den Spuren, die die Stängel auf dem Rhizom hinterlassen, was an die Kreisform und die Abdrücke des Wachssiegels des  Königs Salomons erinnert, welcher die medizinischen Tugenden der Pflanze entdeckt haben soll, Siegel der ihr auch ein Symbol der Weisheit verleiht.

Im Mittelalter Panariskraut genannt, wurde diese Pflanze im Allgemeinen als Wickel auf Narben und gegen Schlangenbisse verwendet. Aus diesem Grund mit dem Heiligen Hubertus in Verbindung gebracht, habe man früher, so heißt es, die Verwendung seiner gefalteten Blätter, – welche auf die Bisse gelegt wurden – , in Andacht zu diesem Heiligen verwendet.

Ihre Abbildung befindet sich oft auf den Kirchenkapitellen. Im Straßburger Münster kann man auf dem rechten Flügel der Bronzetür eine sehr getreue Abbildung davon sehen.

Betreff: Flora

Polygonatum multiflorum (L.) All. – Spargelgewächse

Das vielblütige Salomonssiegel wächst als eine sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 60 (100) Zentimetern. Es trägt 10 bis 20 cm lange, wechselständige, ovale, lanzettliche und parallel geäderte Blätter. Die Pflanze ist mit einem schönen, frischen Grün verziert, das im Herbst vergilbt und im Winter verschwindet, obgleich ihre Widerstandsfähigkeit sehr groß ist (-20°C).

Im Mai blühen die Blüten einzeln oder in kleinen Büscheln, meist am unteren Rand der Stiele. Sie sind röhrenförmig, glockenförmig, weiß oder cremefarben, grün gezeichnet, oft hängend. Sie erinnern so sehr an Maiglöckchen, daß das vielblütige Salomonssiegel auch noch entweder falsches Maiglöckchen, oder Maiglöckchen oder sogar das große Maiglöckchen genannt wird.

Bei den Früchten handelt es sich um ziemlich giftige schwarze Beeren, die bei Verschlucken zum Übergeben und zu Verdauungsproblemen führen können. Aber das Rhizom, das Stärke- und Kalziumoxalatkristalle enthält, besitzt effektive therapeutische Eigenschaften gegen Nagelgeschwür, Eiterbeulen, Prellungen und Hämatomen, wenn es äußerlich angewendet wird.

Zeichnung: Jaime Olivares.
Text und Foto: Shirin Khalili.

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