Am 2. November, gewährleistete Frau Monique Fuchs, Mitglied unseres Vorstands, eine Führung über das Taufbecken und die Geiler-Kanzel.
Das Taufbecken, das sich in einer romanischen Nische befindet, zieht kaum Aufmerksamkeit auf sich. Und doch ist dieses Werk eine reine Schönheit. Es wurde von Jodoque Dotzinger, einem der vielen Baumeister des Doms, geschaffen und trägt sowohl in arabischen als auch in römischen Ziffern das Datum seiner Errichtung: 1453. Besonderheit: Anders als üblich ist dieses Taufbecken nicht achteckig, sondern siebeneckig. Scheinbar hängt diese Wahl mit der Symbolik der Zahlen zusammen: 4 bezieht sich auf das irdische Leben, 3 auf die Dreifaltigkeit; die Summe, 7, entspricht in diesem Fall den physischen und geistigen Aspekten des Menschen. Darüber hinaus ist dieses Werk auch deshalb bemerkenswert, weil es keine menschlichen oder tierischen Figuren enthält, was nur sehr selten vorkommt. Es ist lediglich mit floralen Ornamenten aus Palmetten und Weintrauben geschmückt, die durch ein üppiges Geflecht aus Kurven, die sich in wilder Virtuosität entfalten, hervorgehoben werden. Das Ganze ist ein harmonisches Spiel mit vollen und leeren Flächen, die den Eindruck von Tiefe vermitteln.
Hans Hammer wurde von Jodoque Dentzinger ausgebildet, was sich in dem künstlerischen Reichtum seiner Kanzel widerspiegelt. Sie ist auf das Jahr 1485 datiert und trägt seine Unterschrift durch sein Steinmetzzeichen. Sie ist ein leuchtendes Zeugnis der Flammengotik in all ihrem Glanz. Mit über fünfzig Figuren geschmückt (Evangelisten, Apostel, Heilige, die Jungfrau Maria…), fasziniert sie auch durch ihre Merkwürdigkeiten. An der Basis befindet sich eine Kröte: Symbol des Bösen, gegen das einst der Prediger Geiler von Kaysersberg kämpfte. Dann der Hund desselben Geiler : Er sollte sich angeblich zum Schlafen hinlegen, weil ihm die Predigten seines Herrn zu lang schienen. Weiter geht es mit dem Geländer, wo eine Szene entfernt wurde, die als unanständig galt: Ein Mönch schaute dort unter die Röcke einer Frau! Und ganz oben hockt ein Mann, der scheinbar koten muss ! Und was ist mit dem Heiligen Alexius, über den eine Magd einen Eimer voller Schmutzwasser schüttet? Ebenso erstaunlich ist sein Hut, der mit dem Schleier der Veronika mit dem heiligen Antlitz Christi verziert ist. Der Prediger selbst soll am Fuße seiner Kanzel beerdigt worden sein, aber sein Körper ruht nicht mehr dort und es ist nicht bekannt, wo er begraben ist. Jedoch konnten wir sein in Stein gemeißeltes Epitaph noch auf einer Wand des südlichen Querschiffs sehen.
Kurzum, eine Führung, wie man sie mag: Mischung aus Ästhetik und Religion, Sakralem und Profanem, Geschichte und Anekdoten. Ein großes Dankeschön an Monique Fuchs dafür, daß sie uns den Zugang zu diesen echten Kleinoden ermöglicht hat.
Francis Klakocer
Ill.: Roland Moeglin