Vor gut gefüllten Zuschauerreihen hielt Romuald Schnell am 13. November ein viel beachteter Vortrag.
Zwar scheint das Thema auf den ersten Blick nicht sonderlich attraktiv zu sein: Über die Aufgaben der sogenannten „UDAP67“ zu berichten, ist eine Herausforderung, zumal die Bedeutung des Akronyms den meisten Anwesenden gänzlich unbekannt gewesen sein dürfte. Dennoch vermochte es der Referent, sehr engagiert und dynamisch die Tätigkeiten aller Beteiligten aufzugreifen, die sich für den Erhalt des Gebäudes und dessen Sicherheit einsetzen. Er selbst ist als Mitarbeiter der Abteilung „Unité Départementale de l’Architecture et du Patrimoine“, vereinfacht gesagt einer Abteilung der Denkmalschutzbehörde, direkt im Münster mit sehr vielfältigen Aufgaben tätig.
Allen voran geht es um die Sicherheit, sowohl die der Arbeiter, die auf den verschiedenen Baustellen eingesetzt werden, als auch die der rund drei Millionen Menschen, die jährlich das Münster besuchen. So hat Herr Schnell alle Hände voll zu tun, um den Überblick zu behalten und die Sicherheit kontinuierlich zu verbessern, Schritt für Schritt, indem er unermüdlich und geduldig immer wieder einen neuen Anlauf nimmt, bis er eines Tages erreichen kann, was er sich vorgenommen hat. Aus seinem Vorrat an Anekdoten und Beispielen schöpft er reichlich um zu erläutern, wie Nachlässigkeit, Unachtsamkeit und sogar Boshaftigkeit zu unerwarteten Situationen führen – wohl bemerkt nicht nur durch Besucher und Touristen, sondern in manchen Fällen auch durch das nicht ganz fachgerechte Zutun von Fachkräften, die auf den Baustellen bzw. zum Erhalt des Münsters eingesetzt werden.
Um derartige Probleme – und deren teils verheerende Konsequenzen – möglichst zu vermeiden, setzt die Feuerwehr auf mindestens zwei Trainingseinheiten im Jahr. So joggen Feuerwehrleute die Stufen zur Münsterplattform rauf und runter, simulieren gefährliche Evakuierungsübungen, oder machen sich mit den verborgensten Hintertürchen und kleinsten Galerien bekannt. Damit es gar nicht erst zum Ernstfall kommt, hat Herr Schnell ein ganzes System von Rauchmeldern, Feuerschutzeinrichtungen und weiteren Überwachungssystemen am Münster angebracht. Für die Wartung der Stromleitungen und Stromkästen – nach Möglichkeit werden diese in den Außenbereichen angebracht – sowie der Automaten der astronomischen Uhr ist Herr Schnell ebenso zuständig wie für die Sicherheitsprozesse auf den Baustellen, um jeglichen Brandausbruch zu vermeiden. Wer wusste bereits, dass unser Münster als erste Kathedrale in Frankreich einen Sicherheitsplan aufgestellt hat, in dem alle erdenkliche Risiken und Bedrohungen sowie die darauf zu gebenden Antworten aufgelistet sind? Dazu gehört auch das Schlüsselorganigramm, das die Zugangsbereiche mit 450 Schließpunkten (Schlössern) festlegt. Trotz all dieser Sicherheitsmaßnahmen schaffen es Menschen immer wieder, in den nicht öffentlich zugänglichen Bereiche des Münsters einzudringen, gar einzubrechen, und verursachen dabei mit oder ohne Absicht mehr oder minder große Beschädigungen – etwa ein eigentlich solides Schloss, das absichtlich herausgerissen wurde und nur wenige Schritte entfernt herumlag, bis hin zu einer Drohne, die um drei Uhr morgens auf das Münster stürzte!
Die mit Zahlen und Anekdoten gespickten Ausführungen von Herrn Schnell enthüllten eine Welt, die wir nicht kennen. Sie führten uns in für die Öffentlichkeit gesperrten Räume, zeigten uns Arbeiten und Neuerungen auf, die unsere Sicherheit verbessern und den Erhalt des Münsters gewährleisten. Ein ganz neuer Blick also, der das Publikum in seinen Bann zog, wie es aus die zahlreichen Fragen nach dem Vortrag zeigten – so viele interessierte Fragen, dass der vorgesehene Zeitrahmen gar nicht ausreichte, um alle beantworten zu können.
Francis Klakocer
Übersetzung: Stéphanie Wintzerith