Das Interesse der Öffentlichkeit an der Zeichnung, die kürzlich die Sammlungen des Musée de l’Œuvre Notre-Dame bereichert hat, ist groß, denn ein voller Saal nahm am Mittwoch, den 26. Februar, an dem Vortrag teil, den Sabine Bengel und Stéphane Potier zu diesem Thema hielten.

Der Vortrag, der dank der Illustrationen, darunter einige in 3D, ansprechend gestaltet und pädagogisch aufgebaut war, behandelte drei Themen: die Geschichte dieser Zeichnung, ihre Beziehung zu anderen Turmbauten der Zeit in Mitteleuropa und ihre Deutung.
Die Zeichnung auf Pergament, die Johannes Hültz aus Köln zugeschrieben wird, ist von sehr hoher Qualität und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Höchstwahrscheinlich war sie Eigentum des Œuvre Notre-Dame, verschwand aber während der revolutionären Unruhen, da sie nicht in dem Inventar aufgeführt ist, das 1810 vom Leiter derselben Stiftung erstellt wurde. Die Zeichnung wurde von einem Architekten aus Dijon von einem Schrotthändler gekauft, blieb bis 1994 im Besitz der Familie und war nur durch eine Abpausung aus dem Jahr 1845 bekannt. Im Jahr 2018 tauchte sie wieder auf dem Kunstmarkt auf. Dank großzügiger Spender, unter denen sich auch der Münsterverein befindet konnte sie angekauft werden. Nach einer Reinigung und leichten Restaurierungen kann sie seit 2023 im Musée de l’Œuvre Notre-Dame besichtigt werden.
Diese Zeichnung ist nicht die einzige ihrer Art, denn es gibt mehrere Entwürfe von Kirchtürmen am Oberrhein und in Mitteleuropa. Viele Kathedralen und Kirchen in diesem geografischen Gebiet haben durchbrochene Turmhelme, wobei Freiburg im Breisgau mit seiner 1330 datierten Turmspitze am ältesten ist und andere inspiriert hat. Architekten und Baumeister zogen von Stadt zu Stadt und brachten ihre Projekte und Ideen mit.
Unsere Zeichnung ist höchstwahrscheinlich das Ergebnis eines Auftrags, eine Entwurfszeichnung, da sie beim Bau nicht unverändert übernommen wurde und die ausgeführten Planzeichnungen oft verloren gingen. Es handelt sich auch um eine intendierte Bauzeichnung, die sich in einigen Details von ihrer Kopie aus dem Jahr 1845 unterscheidet. Dies gilt insbesondere für zwei römische Ziffern, die kaum mehr als Höhenangaben vom Umgang des Oktogons aus darstellen können.
Während man weiß, dass die Zeichnung von der Entwurfszeichnung für die Kölner Domfassade beeinflusst wurde, folgte die Ausführung der Turmspitze einem anderen Entwurf, der eher von der Prager Kathedrale beeinflusst war. Dies ist nur ein Teil der Rätsel, die derzeit hinterfragt werden und die das Publikum durch seine zahlreichen und unterschiedlichen Fragen zu klären versuchte, wobei es insbesondere darauf hinwies, dass diese Zeichnung von Goethe selbst während seines Aufenthalts in Straßburg kopiert worden sein könnte…
Francis Klakocer
Ph.: M. Bertola @ Musées de Strasbourg
Übersetzung: Sabine Bengel