Sandrine Ruef, Florian Marchand, Die fotografischen Sammlungen der Œuvre Notre Dame

Am 6. März fand im Münsterhof ein weiterer, gemeinsam vom Münsterverein und vom Frauenwerk organisierter Vortrag statt. Sandrine Ruef, Bibliothekarin und Leiterin der Sammlungen des Werks unserer Lieben Frau (Fondation de l\’Œuvre Notre Dame), sowie ihr Mitarbeiter Florian Marchand stellten die fotografischen Sammlungen vor und besprachen historische Aspekte, aktuelle Aufgaben und Anliegen sowie konservatorische Herausforderungen.

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Sandrine Ruef stellte zunächst die verschiedenen Abteilungen bzw. thematischen Gruppierungen der fotografischen Sammlung vor – als Teil der Kollektionen, die mehrere Arten von Objekten (insgesamt ca. 50.000) umfassen. Dabei dienen ein Teil der Fotografien auch als Dokumentation für diese anderen Sammlungen, z.B. der Gipsabgüsse, des 2000 Stücke umfassenden Lapidariums, der Glasfenster, der Pläne und Zeichnungen, sowie als Belege für die Arbeitsweisen und die Werkstätten des Frauenwerks (zuletzt 2015, aus Anlass der Tausendjahrfeiern). Es ist geplant, die Sammlungen insgesamt online zugänglich zu machen, wobei die historischen Fotodokumentationen einbezogen werden sollen.

Die Arbeiten einer ganzen Reihe bekannter Fotografen sind in dieser Sammlung vertreten, wobei es sich z.T. um Bestellungen handelte. Seit Beginn der Fotografie wurde das Straßburger Münster abgelichtet, so von Charles Marville (in der Reihe Architecture et sculpture de l’art religieux, 1853-54), Henri le Sec des Tournelles (im Rahmen der „mission héliographique“ 1851), Charles David Winter, dessen fast vollständiger Fond zur Sammlung gehört (mehrere Aufträge vor Restaurierungsarbeiten 1870 und 1881). Zur Zeit der deutschen Annexion traten die Fotografen der preußischen Messbild-Anstalt auf den Plan, mit der von dem Fotografen Albrecht Meydenbauer entwickelten hochauflösenden Technik, die extrem genaue Messungen an Gebäuden erlaubt und noch heute von großem praktischem Nutzen ist. Weiterhin zu erwähnen sind die großformatigen Abzüge und die Glasplatten von Alfred Wolf, sowie die Fotos von Alice Bommer, die das Münster mit Kriegsschutzmaßnahmen und nach den Bombardierungen von 1944 fotografierte. Stellvertretend für zeitgenössische Fotografen wurden Matthias Rutkowski sowie Jean Claude Billing genannt, der 1998 eine weitläufige Dokumentation erstellte.

Florian Marchand besprach dann den konservatorischen Zustand der Sammlungen und die Aufgaben, die sich aus einer spezifischen Fragilität der Sammlungsobjekte ergeben. Bei den transparenten Trägern, d.h. den Glasplatten, Filmen und Diapositiven (Mitte 19.Jh. bis 1988), sind die festzustellenden Beschädigungen meist physischer Art: Brüche, Kratzer usw. Insgesamt sind die Sammlungen in relativ gutem Erhaltungszustand, wenn auch unterschiedlich je nach Zugehörigkeit zu einem historischen Fond. Um sie vor Kriegseinwirkungen zu schützen waren sie zum Teil mehrmals umgelagert worden. Die opaken Sammlungsobjekte, d.h. Fotoabzüge, sind in eher variablem Erhaltungszustand. Sie weisen z.T. zusätzlich chemische Beschädigungen auf, wie Ablösung oder Verschleierung der Beschichtung. Bei der Sammlung von digitalen Fotografien wiederum steht der Konservator vor dem Problem, dass die große Menge von Dokumenten nicht unbedingt qualitativen Anforderungen entspricht, abgesehen von der Frage nach der Dauerhaftigkeit digitaler Speicherung. Auch die Klassifizierung ist eine komplexe Aufgabe, da die historischen Bestände manchmal thematisch geordnet sind, manchmal je nach Größe, oder sich einfach nur in demselben Aufbewahrungskasten befinden. Klassifizierungen können sich überschneiden. Spenden und Vermächtnisse werden prinzipiell geschlossen aufbewahrt, ebenso die Fotografien der in Auftrag gegebenen Kampagnen, z.B. die fotogrammatischen Luftaufnahmen Ende der 90er Jahre. Eine Besonderheit der Straßburger Sammlung ist, dass sie auch mehrere der für diese Dokumentationen genutzten Fotoapparate aufbewahrt. In Arbeit ist seit einem Jahr die Digitalisierung der ca. 5500 Glasplatten, die online zugänglich sein werden. Im Namen des Werks bedankt sich Sandrine Ruef für die großzügige finanzielle Unterstützung dieser Kampagne durch den Münsterverein.

Ph. : Fondation de l’Œuvre Notre Dame.

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