Die Artemisia

Betreff: Münster

Artemisia
Mutter der Kräuter und Kraut der Mütter.

Artemisia leitet sich von Artemis ab, Namen der griechischen Göttin der Geburt, Fruchtbarkeit und weiblichen Gesundheit. Er erinnert an die medizinische Verwendung des Beifußes in der Gynäkologie. Ihr wurden auch große krampflösende und emmenagogische Tugenden zugeschrieben (sie reguliert die Menstruation).

Diese mit dem Heiligen Johannes in Zusammenhang gebrachte Pflanze wurde im Juni, am Vorabend des Festes, gelesen, da sie angeblich zu diesem Zeitpunkt das Höchstmaß all ihrer Eigenschaften konzentrieren soll.

Als Mutter der Kräuter und Kraut der Mütter betrachtet, befindet sich selbstverständlich diese Pflanze in der Ikonographie des Liebfrauenmünsters zu Straßburg.

In dessen Innenbereich lässt sie sich sowohl auf den Säulenkapitellen als auch auf den Ausschmückungen entlang der Seitenschiffe erkennen, und zwar oft mit Akanthusblättern abwechselnd. An der Vorderseite ist sie auch an den Friesen des Mittelportals durch die charakteristische Form ihrer Blätter und deren Bewegungen erkennbar. Eine der getreuesten und vollständigsten Darstellungen ist das Basrelief des rechten Flügels des Bronzeportals.

Betreff: Flora

Artemisia vulgaris L.

Die Artemisia ist eine krautartige, mehrjährige Pflanze, die in Nordafrika, Europa und dem gemäßigten Asien beheimatet ist und häufig unfern von Häusern, landwirtschaftlichen Kulturen oder sogar Schutt zu finden ist. Sie kann zwischen sechzig Zentimetern und zwei Metern Höhe messen. Ihr Stiel ist senkrecht, verästelt und schlank. Die Blätter sind stark gezackt, auf der Oberseite dunkelgrün und auf der Unterseite flaumig. Ihre röhrenartigen Blumen wachsen in kleinen kugelförmigen Blütenköpfen zusammen.

In hohen Dosen giftig, wurde Artemisia lange in der Volksmedizin zur Behandlung von Epilepsie verwendet, obwohl ihre Eigenschaften weniger aktiv sind als diejenigen des Absinths (Artemisia absinthium), ihres nahen Vetters derselben Gattung.

Verwendet wird sie jedoch immer noch in der asiatischen Medizin, und insbesondere in der japanischen Kochkunst zur Herstellung von Yomogi Daifuku, einem kugelförmigen Gebäck aus klebrigem Reis und Beifußgelee.

Zeichnung: Jaime Olivares.
Text und Foto: Shirin Khalili.

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