Die Winde

Betreff: Münster

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Eine Blumenkrone für einen Kelch.

Das Wort Winde dürfte eine Diminutivform für Lilie sein, da die Pflanze trompetenförmige weiße Blüten trägt, die denen der weißen Lilie ähneln.

Sein botanischer Name Calystegia leitet sich vom griechischen „kalyx“, (Blütenkelch) und „stegô“ ab, was so viel wie bedecken bedeutet.

Das Leben Mariens und die Kindheit Christi werden durch Geschichten von Pflanzen durchzogen. Während der Durchquerung der ägyptischen Wüste sollen Mutter und Kind viele Blumen bei der Flucht behilflich gewesen sein. Verloren und durstig wurde Maria von der Winde gerettet, die ihre Blumenkrone als Becher anbietet, und zwar für den Wein, den ihr ein Reisender darbietet. Die Winde wird auch mit dem heiligen Petrus in Verbindung gebracht, der, wie der heilige Johannes, seinen eigenen Strauß von Heilkräutern hat: Nachtkerze, Enzian, Seifenkraut, Geißblatt und Mauerkraut.

Oft in Friesform entlang der Gewölbe eingemeißelt, lassen sich die Blätter dieser Kletterpflanze aus botanischer Sicht eindeutig bestimmen. Sowohl die herumwindenden Bewegungen ihrer Stengel als auch ihre trichterförmigen Blüten sind am unteren Teil des rechten Flügels der Bronzetür des Münsters sehr gut dargestellt.

Betreff: Flora

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Calystegia sepium (L.) R. Br. – Convolvulacea

Als grasartige und mehrjährige Pflanzen, findet man in Frankreich am meisten die Heckenwinde (Calystegia sepium) und die Ackerwinde (Convolvulus arvensis). Der Name der Familie „Convolvulaceae“ findet seinen Ursprung in convolvere, einem lateinischen Wort, das aufrollen bedeutet.

Sie sind keine parasitären Pflanzen, sondern Kletterpflanzen. Sie klammern sich an ihre Stützen, indem sie sie umarmen, aber sie ernähren sich nicht auf Kosten einer anderen Pflanze. Ihre Blüten haben eine trichterförmige Blumenkrone, die aus fünf miteinander verwachsenen Blütenblättern besteht. Bei der Heckenwinde bedecken zwei große, spießförmige Hüllblätter die Kelchblätter. Die üppige Blüte, weiß, manchmal rosa, beginnt im Mai und andauert bis in den Spätsommer.

Die Winde wird in der Volksmedizin seit langem als mildes Abführmittel verwendet. Von Gärtnern wenig geschätzt, sind ihre langen, fleischigen, weißen Rhizome äußerst kräftig. Der kleinste Abschnitt wurzelt sich sehr leicht ein, wodurch die Winde besonders invasiv und schwer auszurotten ist. Es handelt sich jedoch um Pflanzen mit dekorativen Blüten, die von den Bienen wegen des in ihnen enthaltenen Pollens und Nektars sehr geschätzt werden.

Zeichnung: Jaime Olivares.
Text und Foto: Shirin Khalili.

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