Betreff: Münster
Ob es sich um die goldenen Äpfel aus dem Garten der Hesperiden handelt, die die Macht haben, jeden zu verzaubern, der sie anschaut, oder um den Racheapfel, den die Göttin Zwietracht wirft, um den Streit zwischen den Göttern zu spalten und zu säen, eins ist klar: der Apfel besitzt seit der Antike und der griechischen Mythologie Eigenschaften, die einen zum Bösen neigen können.
So übernehmen die biblischen Texte schlicht und einfach nur das gleiche Maß an Verführung und Spaltung, das Adam und Eva dazu bringt, in den verbotenen Apfel zu beißen und aus dem Garten Eden vertrieben zu werden. Der Adamsapfel symbolisiert somit die Entfesselung irdischer Begierden und das Streben nach Unsterblichkeit.
Die christliche Ikonographie stellt die Szene der Erbsünde durch Kirchenfenster und Kathedralen Skulpturen bereitwillig dar.
So befinden sich in Straßburg auf dem ersten (äußeren) Bogen des Mittelportals mehrmals Szenen aus der Genesis mit Adam und Eva unter dem Apfelbaum. Die verheißungsvolle Schlange erkennt man auch neben der verbotenen Frucht. Darüber hinaus kann man am Südportal auch noch die Statue des Verführers bewundern, der den drei törichten Jungfrauen den Apfel reicht (Ende des 13. Jahrhunderts).
Die botanisch getreueste Darstellung des heimischen Apfelbaums findet sich jedoch auf der Bronzetür.
Betreff: Flora
Apfelbäume sind Bäume der Gattung Malus aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Zu dieser Gattung gehören etwa 40 Arten, darunter auch der heimische Apfelbaum, dessen Herkunft lange Zeit ungewiss war. Doch jüngste genetische Forschungen haben beweist, dass es sich um eine in Kasachstan heimische Art handelt, den Sievers-Apfelbaum (Malus sieversii), der ihr wichtigster und ältester Vorfahre ist. Der Sievers-Apfel wurde entlang der Seidenstraße in den Westen importiert und erreichte Europa vor fast 3000 Jahren. In den folgenden Zeiten entstanden durch Kreuzung (insbesondere mit dem wilden Apfelbaum europäischen Ursprungs Malus sylvestris) und einen Selektionsprozess alle Apfelsorten, die wir heute essen und die hauptsächlich als Nahrungsmittel verwendet werden.
In der Vergangenheit wurden Salben aus Apfelpulpe zur Behandlung rissiger Haut hergestellt. Das heute verwendete Wort Pommade leitet sich ja von dem Begriff Pomata ab, dem Namen dieser Apfelpräparate.
Zeichnung: Jaime Olivares.
Text und Foto: Shirin Khalili.