Das Münster in der Philatelie – Die Heldentaten der Befreiung

Am 16. Juni 1940 bittet Marschall Pétain Hitler, den Kampf zu beenden. Für Charles de Gaulle kommt dies einer Kapitulation gleich, die er nicht hinnehmen kann. So fliegt er nach London, und verliest von dort aus seinen Aufruf zum Widerstand aller Franzosen. Ende Juli stellt sich ihm ein 38-jähriger Kapitän vor, der es geschafft hatte, durch die deutschen Linien durchzukommen und nach England zu gelangen. Sein Name: Philippe de Hauteclocque. De Gaulle erteilt ihm umgehend einen äußerst wichtigen Auftrag: Er soll Französisch-Äquatorialafrika dazu bringen, sich dem Freien Frankreich anzuschließen. Um seine Familie vor den zu erwartenden Vergeltungsmaßnahmen zu schützen, nimmt Philippe de Hauteclocque den Namen François Leclerc an. Als Major fliegt er nach Afrika. Ende August hat er ganz Französisch-Äquatorialafrika – bis auf Gabun – an seiner Seite.

Zum Oberst befördert übernimmt er das militärische Kommando im Tschad und greift im Norden die italienischen Stützpunkte an. Er durchquert die Sahara und erobert die Kufra-Oasen, wo er mit seinen Soldaten schwört, die „Waffen erst dann niederzulegen, wenn unsere schönen Farben wieder auf dem Straßburger Münster wehen“. So wird die elsässische Hauptstadt unmittelbar mit seinem Kampf verknüpft. Die Nachwelt wird das Bild des Straßburger Münsters eng mit der Ikonographie der Befreiung Frankreichs verbinden.

Die italienisch-deutsche Armee kapituliert am 8. Mai 1943. Leclerc und seine Soldaten, fortan als „2. Panzerdivision“ bekannt, schiffen sich im April 1944 in Richtung Großbritannien ein. Sie landen am Utah Beach am 1. August 1944. Unaufhaltsam preschen sie vor. Als er erfährt, dass die Amerikaner ohne ihn vom Norden und Süden aus in Paris einmarschieren wollen, beschließt Leclerc, die erhaltenen Befehle nicht zu befolgen und schickt eine Einheit zu den aufständischen Widerstandsgruppen und Forces Françaises de l’Intérieur nach Paris vor. Endlich erhält er den Befehl, bis zu Frankreichs Hauptstadt vorzudringen, wo er am 25. August 1944 einmarschiert und die deutsche Kapitulation entgegennimmt.

Nachdem sich die Truppen, die am Ärmelkanal an Land gingen, mit denen, die am Mittelmeer landeten, zusammengeschlossen haben, beginnt am 12. September 1944 die Generaloffensive an der Front von Elsass-Lothringen. Am 23. November fahren Leclercs Panzer in Straßburg ein. Der Spahi Maurice Lebrun hisst eine hastig zusammengenähte französische Flagge auf der Spitze des Straßburger Münsters. Der Schwur von Kufra wurde eingehalten.

Edgard Nullans
Übersetzung: Stéphanie Winzerith

Bildunterschriften:
1945, Nr. 739 „Die Befreiung von Elsass und Lothringen”, im Hintergrund das Straßburger Münster und der Dom von Metz.
1948, Nr. 815 „Jahrestag zum Tod von General Leclerc“. Leclerc kam ein Jahr zuvor in einem Flugzeugunfall um. Eine so rasche philatelische Würdigung war damals extrem selten.
1953, Nr. 942 „Posthume Verleihung der Marschallwürde von Philippe de Hauteclocque, genannt Leclerc“. Leclerc wird 1952 zum Marschall erhoben. Im folgenden Jahr wird die Briefmarke von 1948 wieder ausgegeben, doch mit einigen Änderungen: Nennwert, Legende… und Flagge auf dem Münsterturm.
1954, Nr. 984 „Marschall Leclerc“, Wiederausgabe der Briefmarke von 1953 zum Anlass des 10. Jubiläums der Befreiung.
1964, Nr. 1410 „20. Jubiläum der Befreiung von Paris und Straßburg“.
1969, Nr. 1608 „25. Jubiläum der Befreiung“.
1987, Nr. 2499 „40. Todestag des General Leclerc, Marschall von Frankreich“.

Nach oben scrollen