Am 8. März dieses Jahres konnten etwa zehn Mitglieder des Vereins einer Führung der Katharinenkapelle folgen, die von Marc Carel Schurr geleitet wurde. Zwei Wochen später waren es die deutschsprachigen Mitglieder, die diese außerordentlich schöne Kapelle mit den entsprechenden Erläuterungen bei abendlicher Beleuchtung bewundern konnten.
Im Jahr 1331 gab der Straßburger Bischof Berthold von Bucheck den Bau einer Kapelle in Auftrag, die seine eigene Grabstätte werden sollte. Zu dieser Zeit war die Münsterbauhütte allerdings anderweitig beschäftigt – das Gewölbe der Eingangshalle des Münsters musste zuerst fertiggestellt werden – so dass die Bauarbeiten erst etwa 1342 angegangen wurden. Die Kapelle ist eine Erweiterung des Münsters, die die Ecke zum Südquerhaus über zwei Joche des Hauptschiffes bebaut. Sie wurde noch zu Lebzeiten des Bischofs in 1349 geweiht.
Zwei herausragende architektonische Besonderheiten zeichnen dieses Gebäude aus: das Gewölbe und das Profil der Säulen.
Das heutige Gewölbe stammt aus dem Jahr 1526 und ersetzt das vermutlich eingestürzte ursprüngliche Gewölbe. Obwohl letzteres nicht mehr erhalten ist, deuten deutliche Spuren – die heute noch vom Dachstuhl aus zu sehen sind – darauf hin, dass dieses ebenfalls ein Sterngewölbe gewesen sein musste. Möglicherweise war das ursprüngliche Gewölbe der Katharinenkapelle, eines der ersten Sterngewölbe überhaupt, das Modell, nach dem die Sakristei des Prager Doms entworfen wurde.
Die Säulen der Kapelle haben eine ganz besondere Form. Sie bestehen aus mehreren kleineren Säulen, deren Profil nicht abgerundet, sondern kantig ist. Ihre Gleichmäßigkeit und Zierlichkeit lassen die außerordentliche Handfertigkeit der Erbauer des Münsters erahnen.
Bei Ihrem nächsten Besuch im Münster sollten Sie es also nicht versäumen, für einen Moment den Blick zum Sternenhimmel des Gewölbes in der Katharinenkapelle zu heben und die feinen Säulen, die ihn tragen, zu bewundern.
Alexia Martin
Übersetzung: Stéphanie Wintzerith
Ill.: François Muller / L’Ami Hebdo