Die Straßburger Universitätsbibliothek BNU zeigt in regelmäßigen Abständen spannende und besonders sehenswerte Ausstellungen. So auch die Ausstellung Sacrés rois ! (ein Wortspiel, das „gekrönte Könige!“, „verflixte Könige!“ und „freche Könige!“ vereint), die wir mit zwei Führungen – mal auf Französische, mal auf Deutsch – durch die Kuratoren erkunden durften.Wir werden uns ganz besonders an die große Vielfalt der zahlreichen Perspektiven erinnern: religiös und profan, chronologisch und geographisch, historisch und biblisch, kunstvoll und… werbeträchtig.
Die drei monotheistischen Religionen waren durch wertvolle und sehr seltene Bücher vertreten. Arabische Schriften – man denke etwa an das acht Meter lange Talisman, das man mit sich tragen sollte – wechselten sich mit hebräischen Bibeln ab, in denen eine Übersetzung in Aramäisch, also in der von Jesus Christus gesprochenen Sprache, enthalten war. Die königlichen Salbungen weisen auf die sakrale Dimension der Könige von der Antike bis zur heutigen Zeit hin, wie es die Krönung des Britischen Königs Charles III vor Kurzem eindrücklich zeigte. Wussten Sie übrigens, dass dessen Salbung von den Klängen von Händels Hymne Zadok der Priester umrahmt war? Oder dass dazu ein in Jerusalem gesegnetes Öl verwendet wurde, das ihm eine Heilungsgabe verleihen soll?
Salomo und die Königin von Saba sind Figuren, die auch unser Münster schmücken. In zwei Glasfenstern sind sie zu sehen, mit Phylakterien ausgestattet, die ihn als Inkarnation der Gerechtigkeit bezeichnet und sie als eine aus dem Süden stammende Königin, die zu Salomo reiste. Damit war die Weisheit Salomos prachtvoll gepriesen. Eine schöne Skulptur stellt einen auf der Lyra musizierenden David dar: Ist dies eine Anspielung auf die von ihm komponierten Psalmen, oder eher auf die Heilkraft seiner vor dem König Saul gespielten Musik? Geschichte und Geographie waren auf der Flagge vereint, die den Sarg des Kaisers Abessiniens Haile Selassie bedeckte: Der majestätische gekrönte Löwe als Symbol des Königreichs Judas war eng mit einem Davidstern verbunden, in dessen Mitte sich ein Kreuz befand. Damit wurde auf die Abstammung des äthiopischen Kaisers von Salomo und der Königin von Saba hingewiesen.
Nun ist kein einziges Thema oder Werk vor einer Verwendung für Werbung gefeit. So zeigten Abbildungen Michelangelos David, der mit dick verformter Backe für Süßigkeiten „warb“, mit fettleibigem Körper eine Schlankheitsdiät anpries oder die Vorteile einer Waschmaschine rühmte. Auch die Malerei blieb davon nicht verschont, wie ein Werk von Jacques Stella eindrücklich beweist: Die jungen Ehefrauen und Konkubinen des gealterten Salomos tanzen in verführerischen Gewändern, umrahmt von wahrem königlichem Luxus. Sie bringen ihn dazu, ein Götzenbild zu verehren, das auf der rechten Seite des Bildes durchschimmert und in etwa die Gestalt eines Minotaurus aufweist. Womit die Volksweisheit bestätigt wäre: Mit steigendem Alter werden die Köpfe weißer, aber nicht weiser…
Alles in allem war dies eine sehr gelungene Ausstellung, reichhaltig und vielschichtig, die der Komplexität all jener von der modernen Welt und deren Mythen in Beschlag genommenen Gestalten aus der Antike gerecht wurde.
Francis Klakocer
Übersetzung: Stéphanie Winzerith
Ill.: Francis Klakocer