Kunst und Architektur am Palais Rohan

Am 23. September hat Regine Baumgärtner 12 unserer deutschsprachigen Mitglieder Kunst und Architektur des Palais Rohan erklärt. Bei dieser Außenbesichtigung des Schlosses wurden dessen Geschichte, Architektur und Skulpturen erwähnt.

Die Kulturmediatorin begann mit einer willkommenen Einführung in die Entstehungs- und Baugeschichte des Schlosses. So erinnerte sie daran, dass der Bau 1732 von Fürst-Bischoff Armand-Gaston de Rohan-Soubise in Auftrag gegeben und begonnen wurde, und zwar auf Grundstücken, die sowohl dem Bistum als auch Privatleuten gehörten. Zehn Jahre später war der Bau fertiggestellt, eine Rekordzeit, bedenkt man die vorhandenen Techniken der damaligen Zeit. Namen und Daten wurden erwähnt.

Mit diesem Bau wollte man die Zugehörigkeit des Elsaß an Frankreich dokumentieren und wandte sich deshalb an den Architekten Robert de Cotte, Erster Königlicher Architekt. Mit ihm fand der klassische Stil Einzug in unsere Stadt. Die perfekte Symmetrie der Hauptfassade, der regelmäßige Wechsel zwischen Frauen- und Männerfiguren in den Maskaronen, die Anwendung von Schiefer statt gebrannten Ziegeln, all das sind Elemente der französischen Architekturkunst. Kommen hinzu die römischen Kaiser, die kannelierten Säulen mit ihren ionischen und korinthischen Kapitellen, der antiken Tempeln nachgeahmte Giebel, mir anderen Worten all die Architekturelemente, die dem eigenen Ruhm dienten.

Die Religion ist dennoch präsent und man sieht schon vor dem Schloss eine große Frauenskulptur mit Kreuz, welche die katholische Religion darstellt. Links davon, allerdings nicht so gut ersichtlich, ein Engel unter vielen anderen, der in seiner Hand ein brennendes Licht trägt. Die Bedeutung dieser Flamme? Während der Revolution hat die Flamme den Kelch ersetzt, den unser Putto ursprünglich in der Hand hielt. Auch wenn viele Elemente dem Ruhm des Sonnenkönigs gewidmet sind, so hat der Bauherr, getragen von dem Dünkel, einer illustren Ahnenreihe anzugehören, es sich doch nicht nehmen lassen, sein Wappen gut zur Schau zu stellen. Zugleich weisen auch  kleine Details wie der Bischofsstab auf seine Funktion als Fürstbischof hin. Dass die Beletage auf der Hofseite im Erdgeschoss und nicht im ersten Stock liegt, hängt mit der natürlichen Schräge zusammen, die zur Ill führt. Von diesem Nebenfluss des Rheins aus gesehen, liegt die Beletage richtig.

Die hintere Fassade führt auf eine Terrasse, die zur Pracht dieses Gebäudes beiträgt. Auch hier sehen wir den französischen Einfluss. Kam königlicher Besuch, versteckte man die Häuserreihe jenseits der Ill mit bemalten Wandschirmen, um die Illusion eines großen Gartens zu wecken. Diese Fassade scheint weniger symmetrisch zu sein. Das liegt jedoch an einem Anbau im linken Teil, der die Bibliothek beherbergt. Über eine Geheimtür gelangt man dort zum Raum des Sekretärs. Der Bibliothek wiederum ist die Kapelle angeschlossen. Sind deren Türen geöffnet, wird dieser Raum zu einem Kirchenschiff.  Wie auf der anderen Seite des Schlosses wird auch hier der rote Sandstein für die Gebäudeteile benutzt, die für das Personal bestimmt sind, während der helle Sandstein an Versailles erinnern soll. Die vergoldeten Wappen des nicht gerade demütigen Hausherrn schmücken die schmiedeeisernen Balkone…

Leider wurde die Führung durch einen Platzregen gestört, der allen, Gästen wie Kulturmediatorin, viel Mut und Durchhaltevermögen abverlangt hat.

Francis Klakocer. Dank Anna Hihn für ihre Wiederlesung.
Übersetzung: Barbara Bullwinkel
Fotos: Roland Moeglin. Mehr Fotos.

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